Anfahrt Freitag 1. Juni Unsere Crew sammelt sich in Ermatingen, Zürich, Frick und fährt mit einem geliehenen Minibus in 10 Stunden nach St. Malo. Dort bleibt uns etwas Zeit, um zum Yachthafen zu fahren, festzustellen, dass die „Rolling Swiss“ bereits im Hafen liegt, und von der darüber liegenden Citadelle die abendliche Aussicht auf den Hafen und die Küste zu geniessen.
Tag 1, Samstag, 2. Juni Um 0900 übernehmen wir die Rolling Swiss, machen eine kurze Übergabe und versorgen unsere Kleidung bei den Kojen. Für den Nachmittag entschliessen wir uns für eine kurze Ausfahrt in den Küstenbereich vor St. Malo. Bei der vorgelagerten Ile de Cézembre fahren wir verschiedene Übungsmanöver. Schönes Wetter, schönes Licht, sehr aktiver Bootsverkehr, viel Freizeitboote, aber auch Fähren und Kreuzfahrtschiffe. Bei der Rückkehr in den Hafen von Les Bas Sablons haben wir Grundberührung mit dem Sill in der Hafeneinfahrt – wir haben die Tidenbewegung wenig, aber entscheidend falsch eingeschätzt. Zwar fahren wir uns schnell frei und erreichen die Hafenbox. Aber ein Crewmitglied das mit Taucherbrille ins Hafenbecken springt muss berichten: an der Backborschraube ist ein Schraubenblatt verbogen. Um zu entscheiden, ob das der einzige Schaden und ob dieser im Wasser reparabel ist, rufen wir einen Taucher zu Hilfe. Seine klare Einschätzung: das Boot muss aus dem Wasser. Der lokale Kran im Yachthafen ist zu schwach und zu schmal Rolling Swiss. Sie muss – wenn schon, denn schon – an den 400t-Kran im Frachthafen. Dieser öffnet aber erst wieder Montag morgen. Jetzt steht fest: unser Törnplan muss geändert werden, wir sitzen erst mal in St. Malo fest. Für heute bleibt uns nur, uns mit Schleusenplänen, Telefonnummern für Werkstätten und Kontakten für den Kran bei der freundlichen Hafenmeisterei zu versorgen. Das Abendessen in St.Malo macht keinen Spass: wir ärgern uns gemeinsam über unseren Navigationsfehler.
Tag 2, Sonntag, 3. Juni Nach dem Frühstück möchten wir die Rolling Swiss schnell in das Becken Jacques Cartier mit dem grossen Kran versetzen. Von diesem Becken trennen uns eine Schleuse und eine Brücke. Bei schönem Wetter legen wir uns in Warteposition vor die Schleuse, müssen dort aber den Dreimaister Sea Cloud II vor uns in die Schleuse ziehen lassen. Schön anzusehen mit der Stadtmauer St Malos im Hintergrund, doch wir verlieren viel Zeit. Vier Stunden brauchen wir, um wenige Hundert Meter bis ins mittlere Becken (Vauban) zu fahren. Weiter dürfen wir nicht mehr. Im Becken Vauban üben wir Anlegen und fühlen uns wie Enten im Teich. Immerhin haben wir an Land noch unseren Mietbus, und mit dem machen wir abends einen schönen Ausflug zum Mont St. Michel.
Tag 3, Montag 4. Juni Gleich morgens rufen wir die Hafenbehörde an um bald einen Platz am Kran zu ergattern. Früher als 15:30 geht nicht, erfahren wir. Wir verlegen die Rolling Swiss ins hinterste Becken gleich neben den Kran, organisieren Mechaniker und Ersatzteile, füllen Meldeformulare aus und beobachten lange die Reparaturen an Fischerbooten am Dock. Um halb vier geht es plötzlich schnell: Boot an den Kran, aus dem Wasser, Schraube ab, neue Reserveschraube drauf, Handschlag, Boot wieder ins Wasser, Rechnung zahlen. Dann wieder warten: das Becken in dem wir liegen öffnet erst wieder um 2100, die Schleuse dahinter um 2200 Uhr. Wir gehen erst nochmal gut in St. Malo essen. Anschliessend nutzen wir das späte Ausfahrtfenster, um am folgenden Tag sicher und früh aus St. Malo auslaufen zu können. Wir verlegen die Rolling Swiss ins mittlere Becken. Während wir auf die Ausfahrtschleuse warten beginnt der Steuerbordmotor tief zu röhren, es kommt kein Wasser mehr aus dem Auspuff. Wir stoppen den Motor. Zwei von uns steigen in den Maschinenraum . Die anderen fahren vorsichtig durch die Schleuse. Unsere „Reparateure“ melden Schlechtes: eine heissgelaufene Seewasserpumpe. Wenn wir die nicht reparieren können, dann ist das Auslaufen am nächsten Tag gefährdet. Den beiden gelingt es jedoch, einen neuen Impeller zu montieren und die Kühlung arbeitet wieder einwandfrei. Endlich im äusseren Hafenbecken Les Bas Sablons liegend kommt bei den Seglern unter uns der Verdacht auf, dass Wind doch eine recht verlässliche Antriebsform sei. Dieser Verdacht wird in einer mitternächtlichen Flasche Bordeaux ertränkt.
Tag 4, Dienstag 5. Juni 2018 Früh aus den Kojen, Zmorgen, Motoren starten und um kurz nach 7 passieren wir den ärgerlichen Sill auf dem Weg aufs Meer. Wir nehmen Kurs Nord auf Jersey. Ein zügiger Wind aus Nordost und Wellen von einem Meter erinnern uns daran, dass unsere Rolling Swiss nicht umsonst so heisst. Aber keinem wird schlecht, denn wir sind alle glücklich unterwegs zu sein. Die reparierte Seewasserpume macht ihren Job. Nach fünf Stunden Fahrt über die offene Bucht von St Malo erreichen wir Jersey. Dort spazieren wir durch ein kühles, regnerisches St. Helier.
Tag 5, Mittwoch 6. Juni 2018 Wie erwartet lässt uns die Hafenschleusse kurz nach 9 aus dem Hafenbecken. Wir umrunden Jersey auf der Westseite mit Kurs auf Guernsey. Die Insel Sark lassen wir in Sichtweite auf der Steuerbordseite liegen, wir wollen rechtzeitig in das durch einen weiteren Sill geschützte Hafenbecken in St Peter Port einlaufen. Dort wie überall auf dieser Route stimmt das Hafenhandbuch exakt: ein Hafenbeauftragter kommt uns im kleinen Motorboot entgegen, ruft die Liegeplatznummer herüber und wirft uns Zolldokumente im Plastikumschlag an Deck. Guernsey hat einen Zoll-Sonderstatus. Deshalb müssen wir für den Aufenthalt Crew und Boot „klarieren“ und ausführliche Angaben zu Staatsbürgerschaft und Registrierung machen. Wir erfahren ausserdem, dass Guernsey keine oder wenig Mehrwertsteuern erhebt, die Insel ist deshalb ein Einkaufsziel vor allem für Engländer. Das nutzen auch wir: den Nachmittag bummeln wir durch den St. Peter Port und kaufen schönes Überflüssiges.
Tag 6, Donnerstag 7. Juni 2018 Kurz nach 9 Uhr morgens reicht der Wasserstand über dem Sill in St. Peter Port, und wir fahren sicher aus. Bei stiller See fahren nehmen wir fast alleine Südkurs über die offene Bucht, sehen einmal kurz die Finnen von Delfinen, und erreichen nach 6 Stunden St Cast de Guildo. Sogar die Sonne lässt sich kurz blicken. Im Hafen angelegt bekochen wir uns mit dem wie immer zu grosszügig eingekauften Proviant.
Tag 7, Freitag 8. Juni Erneut brechen wir um 9 Uhr auf. Dichter Nebel liegt über der Hafenausfahrt. Mit Ausguck, laufendem Radar und bei langsamer Fahrt steuern wir Kurs Nordost, dann ostwärts Richtung St. Malo. Wir sehen keine 20 Meter. Zwei unserer Crewmitglieder im Bug erinnern sich ans Lehrbuch, finden in der Kajüte das Nebelhorn, und geben ab sofort jede Minute „gehörig Laut“. Allerdings tönt unser Nebelhorn so jämmerlich wie es aussieht. Ganz anders als der dumpfe, tiefe, klare Hornstoss der uns plötzlich antwortet. Der gehört der Fähre St.Malo-Southhampton, welche Minuten später als grauer Schatten an uns vorüber zieht. Kurz vor Mittag laufen wir im Hafen Bas Sablons in St Malo ein, tanken und legen uns auf den Hafenplatz in dem die Rolling Swiss eine Woche bleiben wird. Der Nebel reisst auf und zum ersten Mal auf diesem Törn scheint länger die Sonne. Wir reinigen unser Schiff und machen es übergabefertig. Danach gehen wir ein letztes Mal gemeinsam essen und verlassen am
Tag 7, Samstag 8. Juni gegen 8 Uhr morgens das Schiff.